Fünfhundert Jahre Täuferbewegungen

1525-2025

Ein anderes Reformationsjubiläum

Tischgespräche am 18. April 2023, 18.00 Uhr
Baptistengemeinde Steglitz, Rothenburgstr. 12a, 12165 Berlin
mit Martin Rothkegel (Theologische Hochschule Elstal)

2017 wurde in Deutschland das Luther-Jahr mit großem Pomp gefeiert. Wie bei den Reformationsjubiläen früherer Jahrhunderte bestimmte dabei die für den deutschen Protestantismus typische enge Verbindung zwischen Staat und Kirche, zwischen nationaler Identität und Konfession die Perspektive. Außerhalb Deutschlands blieb das Echo gering, denn weltweit zählt nur ein kleiner Teil der evangelischen Christen zur lutherischen Tradition. Der größte Teil der weltweit etwa 900 Millionen evangelischen Christen gehört zu Gemeinden, die nur erwachsene Gläubige taufen und die freikirchlich strukturiert sind. Auch die täuferischen Bewegungen haben Anfänge in der Reformation. In Deutschland erinnern Mennoniten, Baptisten und andere täuferische Gemeinden in ökumenischer Zusammenarbeit mit der ACK (Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen) an die Ursprünge der Täuferbewegung vor fünf Jahrhunderten.

Die historischen Täufer verstanden das Christsein radikaler als Luther und die übrigen staatskirchlichen Reformatoren. Sie versuchten, konsequent nach der Bergpredigt zu leben und bildeten selbständige Freiwilligkeitsgemeinden. Als Unruhestifter wurden sie von katholischen Obrigkeiten und protestantischen Staatskirchen blutig verfolgt. Tausende von Frauen und Männern wurden als „Wiedertäufer“ verbrannt, ertränkt oder mit dem Schwert hingerichtet. Bis heute tut sich der deutsche Staat schwer mit der Erinnerung an diese widerständigen Christen. Anders als das Luther-Jubiläum muss die mennonitisch-baptistische Initiative „Gewagt! 500 Jahre Täuferbewegung 1525–2025“ weitgehend ohne öffentliche Förderung auskommen. Auch für heutige täuferische Freikirchen ist die Erinnerung an die Täufer eine Herausforderung: Wie stehen wir heute zu den täuferischen Grundsätzen der Gewaltlosigkeit und der verbindlichen Nachfolge Jesu?

Zur Vorbereitung kann man sich auf der Internetseite der mennonitisch-baptistischen Initiative „Gewagt! 500 Jahre Täuferbewegung 1525–2025“ informieren:
https://www.taeuferbewegung2025.de

Mehr zum Thema:

Thomas Kaufmann, Die Täufer. Von der radikalen Reformation zu den Baptisten (2019). 128 Seiten, Preis 9,95 €.

Martin Rothkegel ist Professor für Geschichte des Christentums an der Theologischen Hochschule Elstal, Privatdozent an der Theologischen Fakultät Göttingen und Head Research Associate am Historischen Institut der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik